Die Kooperation zwischen
dem Institut INITA gemeinnützige GmbH, Hannover
und REGE mbH, Bielefeld:
Projekt 1.000 Ressourcen
- Arbeitsvermittlung auf neuen Wegen -
1.000 Ressourcen, das sind die 1.000 Fähigkeiten, die langzeitarbeitssuchende SozialhilfeempfängerInnen auf dem Arbeitsmarkt einsetzen wollen, um sich aus der Abhängigkeit von Sozialleistungen zu befreien. Viele Fähigkeiten, die in Unternehmen dringend benötigt werden, bleiben ungenutzt, weil die herkömmlichen Formen der Arbeitsvermittlung nicht greifen. Die Qualifikationspalette von Sozialhilfeberechtigten unserer maximal heterogenen Gruppen reicht von umfangreichen Arbeitserfahrungen als „Ungelernte“ über hochspezialisierte Berufsausbildungen bis hin zu akademischen Abschlüssen, aber auch Analphabeten und Arbeitsunerfahrenen hilft unser Konzept.
Wir bieten qualifizierte Arbeitsvermittlung zum Vorteil für 3 Kundengruppen an:
Unser Ansatz:
Wir vermitteln Menschen mit besonderen Potenzialen in Beschäftigungsverhältnisse,
in denen sie ihre persönlichen Stärken gezielt für das Unternehmen
einsetzen können.
Das Maßnahmeprogramm umfaßt für jede TeilnehmerIn
Phase 2: Arbeitsvermittlung
Die anschließende dreimonatige Vermittlungsphase in der die MaßnahmeteilnehmerInnen
intensiv bei ihren Bewerbungen unterstützt werden und die TrainerInnen
zeitgleich und bezogen auf die jeweiligen persönlichen Potenziale
Arbeitsplätze in Unternehmen akquirieren und sich für die Schaffung
von Nischenarbeitsplätzen einsetzen. Bei Eintritt in die Vermittlungsphase
erhalten alle TeilnehmerInnen als Ergänzung ihrer Bewerbungsunterlagen
ein schriftliches Kurzprofil zur Vermittlung, Dem folgt einige Zeit später
ein umfangreiches Vermittlungsprofil (ca. 6 Seiten) oder mit der ausführlichen
Potenzialanalyse und der Empfehlung der TrainerInnen zur Arbeitsfeldwahl
bzw Qualifizierungsplanung.
Das Selbstverständnis der TrainerInnen in der Vermittlungsphase
bezieht sich darauf, gleichzeitig Coach der Arbeitsuchenden, AgentIn der
Verhandlungsführung in der Statuspassage von der Arbeitslosigkeit
in die Beschäftigung, DirektakquisiteurIn von Arbeitsplätzen
und InitiatorIn für die Schaffung von Nischenarbeitsplätzen zu
sein.
Phase 3: Betreuung nach Arbeitsaufnahme
Nach Arbeitsaufnahme gibt es für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen
die Möglichkeit, die betreuenden TrainerInnen für weitere drei
Monate anzusprechen z,.B. zu Themen wie Qualifizierungsplanung, Unterstützung
in der Einarbeitunsphase, Kommunikation im Unternehmen oder mit Behörden
u.ä.
Das Projekt wurde sowohl wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, als auch qualifizierte Qutplacementberatung für Unternehmen, Kommunen und Verbände durchgeführt wurde.
Unsere Projektziele sind:
für Kommunen:
Die Realisierung des Pilotprojektes
Ein Leitsatz des Konzeptes in folgende Worte gefaßt: „Es lohnt
sich auf Persön-lichkeitsentwicklung zu setzen.“
Wie ließ sich dieser in einer arbeitsfähige Struktur
realisieren? Diese Frage soll Kern des nachstehenden Kapitels sein.
Im September 1996 entwickelte das Projektentwicklungsteam um Matthias
Sell, Martina Adil und Jens Beckmann die ersten Überlegungen für
die Projektidee. Ende Oktober befanden sich die Projektkonzeption durch
die drei Beteiligten in der nahen End-fassung und die Termine für
Projektsteuerungs-, Kollegialer Interventions- und begleitender Supervisionssitzungen
waren fixiert, so daß die Stellenausschreibung und -aquisition der
TrainerInnen und der wissenschaftlichen Begleitung veröffentlicht
werden konnte. Ende November, als die Konzeption ihre Endfassung für
Didaktik und Diagnostik erreicht hatte, präsentierten wir das Projekt
in verschiedenen Zusammenhängen. Herauszustellen sind die Präsentation
bei unserem Kooperationspartner, der REGE mbH und bei der GOAB und der
Stadt Offenbach, die schon seit Jahren in der kommunalen Beschäftigungspolitik
in der Diskussion stehen. Im Dezember begann die Vorbereitung von Raum
und Ort in Bielefeld. Die Büroausstattung mußte gekauft und
die Materialien verteilt und verwaltet werden. Nach der Auswahl der ProjektmitarbeiterInnen
wurden diese in ersten Treffen über Projektinhalte informiert und
in die Ablauforganisation eingearbeitet. Dabei war die Vorqualifizierung
der TrainerInnen zur ReferentIn für Organisations- und Teamberatung
ebenso hilfreich wie deren individuelle Weiterbildungen.
Im Januar 1997 folgten ein weiters ProjektmitarbeiterInnentraining
über Ziele, Inhalte und Methoden, sowie Projektablauforgaisation und
Personaleinsatzplanung. Am 13. Januar fanden die ersten Informationsveranstaltungen
zur TeilnehmerInnengewinnung des ersten Kurses statt. Die Büro- und
Trainingsräume wurden eingerichtet und ausgestattet. Am 20. Januar
startete der erste Kurs und mit ihm die Diagnostik und Datenaufnahme in
das organisierte EDV-System und die wissenschaftliche Begleitung.
Ab Februar folgte mit dem Start des zweiten Kurses der Arbeitseinsatz
aller ProjektmitarbeiterInnen. Die Informationsbeschaffung über Stelleninformation
und Arbeitsvermittlung griff auf Standardkanäle und auf die Möglichkeiten
der Vernetzung durch das Internet zu. Nachdem der erste, später der
zweite Kurs die Trainingssequenz beendeten und in die qualifizierende Vermittlungsphase
gingen, sind die diagnostischen Erhebungen in der EDV-Eingabe strukturiert
und verkettet worden, so daß sie als eine Grundlage der Vermittlungsprofile
geeignet waren. Der Beginn der Vermittlungsphase strukturierte durch die
veränderten Aufgaben die Kontaktanbahnung zu den Arbeitgebern. Im
Mai begann der dritte Kurs.
Die Ergebnisse des Pilotprojektes
„Arbeitsvermittlung auf neuen Wegen“ war das Motto mit dem wir
im Januar 1997 gemeinsam mit der REGE mbH das Projekt 1.000 Ressourcen
starteten. Nach der Durchführung von drei Pilotmaßnahmen, freuen
wir uns über einen Erfolg, der unsere ursprünglichen Erwartungen
deutlich übersteigt:
Arbeitgeber bestätigten uns die Aussagefähigkeit der Vermittlungsprofile
und bekundeten ihre Zufriedenheit mit den neuen ArbeitnehmerInnen. Für
die TeilnehmerInnen stand im Vordergrund durch die Teilnahme an einem Kurs
im Projekt 1.000 Ressourcen handlungsfähiger geworden zu sein, aktive
Bewältigungsstrategien gewonnen zu haben und einen Zuwachs an Lernfreude
und Selbstvertrauen verzeichnen zu können.
Am Institut INITA gemeinnützige GmbH haben wir nun weitere Module
erarbeitet, um die Qualität auf einem hohen und umsetzungsfördernden
und -fordernden Standard zu heben. Wir entwickelten Überlegungen zu
einem Empfehlungsworkshop zur Erhebung erster Einschätzungen
zur Vermittelbarkeit bzw. zum Umgang mit Vermittlungshemmnissen und deutlichen
Qualifizierungsbedarfen.
Zusätzlich haben wir ein Modul zur Nachbetreuung durch Metathemenangebote
um einen gezielteren Umgang mit den besonderen Erfahrungswelten der nun
in Qualifizierung oder sich in der Arbeitswelt wiederfindenden Menschen
zu haben. Es stellten sich defizielere Lebensaufgaben der TeilnehmerInnen,
die eine supervisorische Intervention in ihre Themen erforderten, heraus.
Es ging um Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, den Umgang mit
Qualifizierungsdefiziten, Handicaps und die Bewältigung von Krisensituationen
und andere.
Ergänzend wurde ein weiteres und intensivierendes Modul der Bewerbungspraxistraining.
Hier wurde auf die für das jeweilig gewünschte Berufsfeld angemessene
Bewerbungsverhalten eingegangen.
Dazu sind Module, wie
? Dolmetschereinsatz im Training,
? verschiedene Sprachmodule,
? grundlegende Sozialtechniken,
? EDV-Anwenderschulung,
? gezielte Informationsrecherche,
? stützende Hausbesuche und
? Kultur- und Kreativfindung
entwickelt worden.
Alle Überlegungen sind an das umgesetzte Diagnostik- und Potenzialsystem
angepasst worden.
Ergebnisse und Aussichten 2001
Die aktuellen Erfahrungen und Erfolge im Projekt 1.000 Ressourcen bestätigen unsere An-nahme: Es lohnt sich, in die Qualität einer komplexen Arbeitsvermittlungsmaßnahme für arbeitslose SozialhilfeempängerInnen zu investieren.
Die Synergieeffekte wurden erwartet durch
? heterogene Zusammensetzung der TeilnehmerInnen bezüglich
Alter (18 bis 52 Jahre), Qualifikation (ohne Arbeitserfahrung bis langjährige
Führungskraft), Bildung (AnalphabetIn bis akademischer Abschluß)
und Nationalität (Deutsche, AussiedlerInnen, europäische und
nicht-europäische AusländerInnen)
? Vernetzung der lokal orientierten Qualifizierungs- und Arbeitsvermittlungskompetenz
der REGE mit dem psychologischen Erfahrungswissen des Institutes INITA
und mit lokalen Akteuren in Politik, Verbänden und Unternehmen
? Öffentlichkeitsarbeit nicht über sondern mit den TeilnehmerInnen
der Maßnahme
? Stärkung des Selbsthilfepotentials und der persönlichen
Autonomie
? Konzentration auf persönliche Stärken und Wachstumspotentiale
? Kundenorientierung in drei Richtungen: Kommunen als Auftraggeber,
SozialhilfeempfängerInnen als Maßnahmeabsolventinnen und Unternehmen
als Arbeitgeber und Partner zum Erhalt und zur Entwicklung von Nischenarbeitsplätzen
? Investition von Entwicklungselementen für Fach- und Führungskräfte
in eine Zielgruppe, der häufig die Verwertung dieses Angebotes nicht
zugetraut wird.
Von 12 Trainings- und Vermittlungsmaßnahmen mit insgesamt ca.
200 TeilnehmerInnen konnten ca. 40% in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt
werden. Insgesamt ca. 52 % haben eine berufliche Perspektive mit einem
Arbeitsplatz oder einer Qualifizierung begonnen. Die Bandbreite der Arbeitsplätze
waren sehr vielfältig, sie reichte vom Krankenpflegebereich, über
den Produktionshelferbereich bis zum Computerprogrammierer und Außendienstvertreter.
Der Stadt Bielefeld hat das Pilotprojekt Kosten bei der Sozialhilfe
erspart, denn 45% der TeilnehmerInnen können jetzt ihren Lebensunterhalt
aus eigener Kraft bestreiten.
Besondere Beachtung verdient der Umstand, dass die wesentlichen Vermittlungserfolge
nach unseren Erfahrungen frühestens nach der 20. Teilnahmewoche zu
verzeichnen sind. Dabei ist der Langzeiteffekt zu bemerken. Die Selbstvermittlungskompetenz
steigt mit der intensiven qualitativen, wie quantitativen Betreuung.
TrainerInnensicht
Aus unserer Sicht, d.h TrainerInnenperspektive, waren die wesentlichen
Erfolgsfaktoren der Aufbau von kontinuierlichen Beziehungen zu den TeilnehmerInnen,
die individuelle Ressourcenentwicklung, die Unterstützung durch die
Gruppe und die gelungene Zusammenarbeit im Projektteam. Diese Faktoren
förderten einen auf jede(n) TeilnehmerIn abgestimmte(n) Arbeitsplatzsuche.
TeilnehmerInnensicht
Die Erfahrungen mit den Kursen sind positiv. Mehrere TeilnehmerInnen
haben erstaunliche Entwicklungen durchgemacht, sowohl, was ihre soziale
Kompetenz und den Umgang mit Streß anbetrifft, als auch in ihrer
Selbstdarstellungsfähigkeit und Zielorientierung. Ein Drittel der
TeilnehmerInnen haben gute Vermittlungschancen. Die nicht Vermittelten
werden sich durch für sie passende und arbeits-marktorientierte Qualifizierungen
eine neue Chance für ein selbständiges Leben schaffen.
Mindestens 80% der TeilnehmerInnen konnten nach eigener Einschätzung
im Training Fähigkeiten weiterentwickeln, interessierten sich für
die Beschäftigung mit ihren Stärken und Schwächen und für
neue Berufsfelder. Auch nutzten und schätzten sie die Möglichkeit
zum Bewerbungstraining.
Mindestens die Hälfte entdeckte für sich neue Fähigkeiten
und ein neues Arbeitsfeld. Sie beurteilten die Betriebsexkursion als wertvolle
Information über Arbeits- und Berufsfelder.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist gewachsen
Selbsteinschätzung aus der wissenschaftlichen Befragung:
? Die Vermittelbarkeit wurde positiver beurteilt
? Der Stellenwert von Aus- und Weiterbildung für Vermittlung ist
stark zurückgegangen
? Lernen wurde positiver und realistischer eingeschätzt
? Die Unzufriedenheit mit der Situation des/r SozialhilfebezieherIn
erhöhte sich etwas
? Die Bewältigungsstrategien im Umgang mit den Problemen eines/r
SozialhilfeempfängerIn verbesserten sich
? Für 8 von 10 TeilnehmerInnen hat sich das Leben durch den Kurs
verändert
Für die Vermittlung ergeben sich daraus folgende Verbesserungen:
? psychische Stabilisierung
? Steigerung von Selbstwert und Selbstvertrauen
? größere Bereitschaft zum Lernen, wenn erforderlich
? größere Problembewältigungskapazität
? etwas reduzierte Frustrationstoleranz in Bezug auf Sozialhilfe /
Einschränkungen
Fazit
Das Projekt 1.000 Ressourcen zielt nicht auf die quantitative Perspektive.
Es geht um den exemplarischen Nachweis, daß Kosteneinsparungen sind
auch über qualitative Arbeit mit kleinen Fallgruppen zu erzielen sind.
Dies ist neben diskreter aber langfristiger Infrastrukturverbesserung auch
ein Beitrag zur Diskussion um Nachhaltigkeit.
Es funktioniert.
ProjektmitarbeiterInnen und TrainerInnen:
TrainerInnen: Beatrix Menke, Elke Konieczek, Claudia Engel, Kerstin
Adams (Richter), Sabine Buchholz, Malene Kräge, Elke Frommhagen
Koordination: Martina Adil
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Irene Kehler
Projektleitung, Trainer und Service: Jens Beckmann
Projektsupport: Klaus Krauth, Ingeborg Wolf, Simone Linke, Ingrid Schwarz
Supervision: Ulrike Sell, Hans-Werner Hemp
Geschäftsführung: Matthias Sell